Dienstag, 16. Oktober 2018

{Rezension} Stephen King: Friedhof der Kuscheltiere


Friedhof der Kuscheltiere
Stephen King


Pet Sematary / aus dem Englischen von Christel Wiemken

Horrorroman
608 Seiten

Verlag: Heyne 
Taschenbuch: 10,99€
eBook: 9,99€

Erscheinungsdatum: Februar 2011 (deutsche Erstveröffentlichung 1985 im Hoffmann und Campe Verlag) 




Klappentext


Manchmal ist der Tod besser

Hinter dem kleinen Tierfriedhof liegt eine verwünschte indianische Grabstätte. Ob Katze oder Mensch: Wer hier beerdigt wird, wird zum Albtraum für die Hinterbliebenen.

Der weltweit erfolgreichste Horrorroman

»Der beängstigendste Roman, den Stephen King je geschrieben hat.« Publishers Weekly


Der unerwartete Weg zum Buch


Bücher von Stephen King kennt doch jeder — oder etwa nicht? Dazu kann ich nur ganz eindeutig mit „nein“ antworten. Horrorliteratur ist einfach nicht meine Genre — jedenfalls bis jetzt … Mein Filmgeschmack ist deutlich horrorlastiger, aber auch da kenne ich von Stephen King bisher nur die Buchverfilmungen von „Carrie“. Von selbst wäre ich wohl auch nie auf die Idee gekommen, ausgerechnet ein Horrorbuch des berühmten Stephen King zu lesen, wäre da nicht die liebe Jules vom Blog gewesen, die mich sehr nachdrücklich auf dieses eklatante Versäumnis hingewiesen hat, das ich natürlich nicht so stehen lassen konnte. Ob ich es bereut habe? Vielleicht hin und wieder, wenn mir der kalte Schauer langsam den Rücken hinuntergelaufen ist …  


Eigene Meinung


Viele von euch werden diesen Klassiker von Stephen King kennen. Wer aber wie ich nicht so viel — um nicht zu sagen „gar nichts“ — mit Horrorromanen am Hut hat(te), für den mag meine Meinung vielleicht interessant sein. Möglicherweise gruselt ihr euch ja auch, ebenso wie ich, bei Horrorfilmen zu Tode. Allein die visuellen Effekte, untermalt von einer schaurigen Musik und plötzlichen Geräuschen, sind für mich Grund genug zum Gruseln.

Wie will es aber ein Buch ohne diese optischen und akustischen Reize, bloß durch die Kraft seiner Worte, schaffen, dass man sich wirklich und wahrhaftig fürchtet? Und darum geht es ja beim Horrorgenre: Man soll und will sich gruseln. Zu sagen, ich wäre dezent skeptisch gewesen, ob das in einem Roman überhaupt möglich ist, kommt einer Untertreibung gleich. Ich sollte eines Besseren belehrt werden … 

Fast die gesamten ersten 100 Seiten kamen mir zäh und sehr sehr langatmig vor. In ständiger Erwartung eines gruseligen Vorboten wusste ich den ausführlichen Anfang wenig zu schätzen. Im Nachhinein betrachtet denke ich, dass das Buch zwar einige Längen hat, der Anfang aber eine wichtige Basis für den Leser schafft. So bietet sich Zeit und Gelegenheit, die viereinhalbköpfige Familie Creed samt Kater Churchill richtig kennenzulernen. Man begleitet sie zu ihrem neuen Zuhause in dem kleinen Örtchen Ludlow und macht sich mit ihnen mit den Nachbarn und der Umgebung vertraut. Immer mehr leben sich die Creeds ein, schließen Freundschaften und schaffen sich einen Alltag. 

Umso wirkungsvoller erlebt der Leser, wie sich der Horror langsam in ihr Leben schleicht. Dunkle Vorausdeutungen werden gekonnt platziert, ohne zu viel zu verraten. Im Gegenteil wird die Spannung dadurch noch geschürt. Die Anziehungskraft des gruseligen „Haustier Fritofs“ (kindliche Schreibweise) schwebt wie eine dunkle Wolke über dem heimeligen Leben der Familie und breitet sich unausweichlich aus. Unheimliche Veränderungen nehmen ihren Lauf. Das Gefühl, das etwas nicht stimmt, nistet sich ein. Eine Gänsehaut kriecht einem langsam den Nacken hoch und lässt einem schließlich die Haare zu Berge stehen. 

Das Grauen, das die Familie mehr und mehr heimsucht, lauert im Hintergrund, pirscht sich langsam an, kündigt sich unerwartet an und harrt auf den passenden Moment, um vollends zuzuschlagen. 

Erzählt wird die Geschichte in der dritten Person aus der Perspektive von Louis, dem Familienvater — einem rational und logisch denkenden Mann der Medizin, der in seinem Beruf als Arzt unausweichlich auch mit dem Tod zu tun hat. Aber der Tod von fremden Menschen ist immer noch etwas anderes, als wenn er die eigene Familie heimsucht. Wie weit würde man für die geliebten Menschen gehen, um sie vor dem Tod zu bewahren? Was wäre, wenn … man eine Wahl hätte? Was wäre, wenn … der Tod gar nicht endgültig wäre … Und welchen Preis wäre man dafür bereit, in Kauf zu nehmen? Die Verlockung, die von diesen Fragen ausgeht, ist überwältigend. Und selbst ein Rationalist wie Louis gerät in Versuchung, steckt in einem Zwiespalt, gefangen zwischen Traum und Realität, wobei die Grenzen immer mehr verwischen. 

Kann man selbst mit Gewissheit sagen, anders entschieden zu haben oder nicht zumindest versucht gewesen zu sein? Eine Wahl wird zur alles verzehrenden Qual.  


Schauriges i-Tüpfelchen


In seiner Einleitung erzählt Stephen King, wie dieses Buch entstanden ist und von welchem persönlichen Hintergrund es geprägt ist. Das löst nicht nur ein erstes Schaudern beim Leser aus und weckt gruselige Erwartung, sondern bleibt einem auch während des Lesens die ganze Zeit im Hinterkopf und hallt selbst anschließend noch nach. 


Bewertung und Fazit


Stephen Kings „Friedhof der Kuscheltiere“ ist ein Horrorroman, der einen nicht nur während des Lesens immer mehr in seinen schaurigen Bann zieht, sondern weit über die letzte Seite hinaus beschäftigt. 

Meinen ersten Exkurs in die literarische Horrorwelt würdige ich mit 4,5 Sternen und einer besonderen Leseempfehlung an diejenigen unter euch, die bisher Horrorfilmen vor -büchern den Vortritt gegeben haben, aber dennoch neugierig sind, was dieses Genre im Buchbereich zu bieten hat. 

Alle anderen werden dieses Buch vermutlich bereits kennen. Falls ihr trotzdem einen Blick in meine Rezension riskiert habt, lasst mich doch gerne in den Kommentaren wissen, welcher euer erster Horrorroman war bzw. welches Buch aus diesem Bereich am meisten Eindruck bei euch hinterlassen hat. 

Ein sich langsam aufbauendes, stetig verdichtendes und schließlich eskalierendes Horrorerlebnis mit langer Nachwirkung und fundamentaler Thematik!

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