Montag, 31. Dezember 2018

{Rezension} Kerstin Gier: Wolkenschloss

Wolkenschloss
Kerstin Gier



Jugendbuch
464 Seiten

Verlag: FISCHER FJB
Taschenbuch: 20,00€
eBook: 16,99€

Erscheinungsdatum: Oktober 2017







Klappentext


Ein magischer Ort in den Wolken. Eine Heldin, die ein bisschen zu neugierig ist. Und das Abenteuer ihres Lebens. 

Hoch oben in den Schweizer Bergen liegt das Wolkenschloss, ein altehrwürdiges Grandhotel, das seine Glanzzeiten längst hinter sich hat. Aber wenn zum Jahreswechsel der berühmte Silvesterball stattfindet und Gäste aus aller Welt anreisen, knistert es unter den prächtigen Kronleuchtern und in den weitläufigen Fluren nur so vor Aufregung. Die siebzehnjährige Fanny hat wie der Rest des Personals alle Hände voll zu tun, den Gästen einen luxuriösen Aufenthalt zu bereiten, aber es entgeht ihr nicht, dass viele hier nicht das sind, was sie vorgeben zu sein. Welche geheimen Pläne werden hinter bestickten Samtvorhängen geschmiedet? Ist die russische Oligarchengattin wirklich im Besitz des legendären Nadjeschda-Diamanten? Und warum klettert der gutaussehende Tristan lieber die Fassade hoch, als die Treppe zu nehmen? Schon bald steckt Fanny mittendrin in einem lebensgefährlichen Abenteuer, bei dem sie nicht nur ihren Job zu verlieren droht, sondern auch ihr Herz.


Eigene Meinung


Weihnachten liegt in der Luft und winterlich verschneit präsentiert sich das Wolkenschloss — wie in einem Märchen. So idyllisch der äußere Zauber auch anmutet, so chaotisch geht es im Inneren zu. Jahrespraktikantin Fanny Funke — nach eigenen Angaben das schlechteste Kindermädchen der Welt — hat alle Hände voll zu tun. Neben den verwöhnten Kindern der illustren Gäste machen ihr auch allerhand aufgetakelte Zicken, reiche Schnösel, arrogante Geschäftsmänner, fiese Giftspritzen und sonderbar rätselhafte Geheimniskrämer sowie mehr oder weniger freundlich gesinnte Kollegen aus dem Personal das Leben schwer. Auch das Hotel selbst besitzt eine Art Eigenleben, das es in sich hat. So verfügt das Hotel über allerlei Schleichwege, Hintertreppen, versteckte Aufzüge, einen labyrinthartigen Keller und eine eigene Spukgestalt: die „Weiße Dame“, welche vor allem Liebeskummerleidenden erscheinen soll — und natürlich darf auch in dieser Geschichte die ein oder andere Liebesverwicklung nicht fehlen. Darüber hinaus hat Fanny ihre ganz eigene Art mit dem Spuk fertig zu werden:  

„Ich wäre viel lieber einem waschechten Geist begegnet als so mancher lebenden Person in diesem Haus.“ (S. 44)

Von Geistern lässt sie sich ebenso wenig abschrecken wie von anderen rätselhaften Gestalten, die im Hotel ihr Unwesen treiben: die lieben und nicht ganz so lieben Gäste. Denn bald schon wird Fanny in haarsträubende Machenschaften verwickelt, die es aufzudecken gilt. Mit ihrer blühenden Fantasie spürt sie nicht nur messerscharf falsch Auftragskiller unter den Gästen auf, sondern kommt auch unfreiwillig freiwillig einem legendären Verbrechen auf die Spur, das an Silvester seinen dramatischen Höhepunkt erfährt und das neue Jahr mit einem Knall einläutet.

Sicherlich ist der rote Faden der Hotelverschwörung(en) nicht so meisterhaft trickreich ausgefeilt, wie er es hätte sein können. Daher empfinde ich den Spannungsbogen auch eher als nettes Beiwerk denn als DNA der Geschichte. Denn diese wird, wie auch die ganze Hotelszenerie, von liebevollen Details bestimmt. Sowohl Gäste als auch Personal werden so lebhaft beschrieben, dass man von jedem eine bildhafte Vorstellung bekommt, wie unterschiedlich sie auch sein mögen. Und das finde ich außergewöhnlich gut gelungen. Natürlich darf man fleißig mitraten, wer von den sonderbaren Gästen denn wirklich derjenige ist, der Dreck am Stecken hat. Es gibt so viele kleine charmante wie ironisch humorvolle Schilderungen, welche die Geschichte perfekt ausschmücken. So mancher Figur begegnet man mit offenen Misstrauen, anderen mit ausgeprägtem Argwohn, wieder anderen einem dezenten Schmunzeln oder offenen Kopfschütteln. Und dann gibt es natürlich auch Charaktere, die man einfach sofort gernhaben muss. Wer könnte wertvollen Ratschlägen wie diesem schon widerstehen:

„Eine gute Ohrfeige ist manchmal besser als ein schlechter Kuss.“ (S. 227)

Herrlich!

Illustratives i-Tüpfelchen


Die Cover-Gestaltung rundet das Lesevergnügen eindrücklich ab, erzählt es die Geschichte doch auf eigene, anschauliche Weise. Personal wie Gäste finden sich passend in Szene gesetzt darauf wieder. Kurzbeschreibungen heben die jeweiligen Eigenarten humorvoll hervor. Gerade bei der Vielzahl der unterschiedlichen Gäste behält man dadurch einen guten Überblick.


Bewertung und Fazit


Wo könnte man sich die Weihnachtszeit, Silvester und Neujahr märchenhafter und aufregender vorstellen als im detailreich illustrierten Wolkenschloss, wo es neben einer charmant verpeilten Protagonistin viele spannende Persönlichkeiten unter den Gästen und dem Personal gibt?! Magische Rätselhaftigkeiten, märchenhafte Elemente und kriminelle Machenschaften runden die Geschichte wunderbar ab.




Ein unterhaltsames Lesespektakel, das mit einem bunten Potpourri an schillernden Persönlichkeiten aufwartet, das den leichten Plotwirrwarr überstrahlt.

1 Kommentar:

  1. Hey! :)
    Mich konnte Wolkenschloss leider nicht so überzeugen wie dich. Ich fand' vor allem das Ende sehr vorhersehbar und der "Zufall" war mir da doch etwas zu viel.

    Lieben Gruß
    Jacky

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