Andrew Miller
Pure / übersetzt von Nikolaus Stingl
384 Seiten
Verlag: Paul Zsolnay Verlag
Gebundene Ausgabe € 21,90
ebook € 9,99
Erscheinungsdatum: 29. Juli 2013
Es muss, wenn man hier lebt, unmöglich sein, sich nicht hundertmal am Tag selbst zu begegnen, jeder Flur ein Quell von Eitelkeit und Zweifel.
- Jean-Baptiste über die vielen Spiegel im Schloss Versailles
Der Klappentext
Frankreich, Ende des 18. Jahrhunderts: Im Schloss von Versailles wird dem jungen Ingenieur Jean-Baptiste Baratte von höchster Stelle ein Auftrag erteilt. Er soll den Friedhof der Unschuldigen demolieren, der, mitten in Paris gelegen, Hunderttausende von Toten beherbergt und dessen Ausdünstungen die Stadt langsam vergiften, so dass der Wein in den Kellern zu Essig wird, Fleisch binnen Minuten verfault. Aber es soll möglichst unauffällig geschehen, der Pöbel ist abergläubisch und will die Totenruhe nicht gestört sehen.
Meine Meinung
Wir begleiten den jungen Ingenieur
Jean-Baptiste Baratte während eines Auftrages, den er vom Minister
des Königs höchstpersönlich bekommt. Er soll den Friedhof der
Unschuldigen leeren und das ganze umliegende Viertel von dessen Gasen
und Geruch befreien.
Der Autor schafft es ganz wunderbar, einen in das alte Paris zu entführen. Er weiß, wie man Beschreibungen formuliert, die einem Bilder des Schlosses Versailles, der schmutzigen Gassen, des Marktes, des Friedhofes und der Kirche in den Kopf zaubern. Es gelingt ihm auch, den Leser mit seinem beiläufigen Humor einige Male zum Lachen zu bringen. Die Charaktere sind allesamt liebevoll gezeichnet, wenngleich man ihnen auch niemals so richtig nahe kommt. Man ist eher ein außenstehender Beobachter, denn ein Teilhaber am Geschehen, was durch die wunderschöne, erschaffene Umgebung allerdings nicht weiter schlimm ist.
Ich war anfangs höcht begeistert von der überwältigenden Atmosphäre, die Andrew Miller geschaffen hat, doch in den letzten paar Abschnitten wurde alles ein wenig mau. Der große Knall blieb irgendwie aus, dennoch kann man das Buch nicht aus der Hand legen, weil man mit der Handlung mittreiben möchte, wie auf sanften Wellen, die in den Sonnenuntergang gespült werden. Man wird immer getrieben von dieser unterschwelligen Spannung.
"Friedhof der Unschuldigen" ist ein wundervoller Roman, der vieles in sich birgt. Dem Leser begegnen Leid und Liebe, Lust und Verlangen, Schicksal und Trauer. Jean-Baptiste ist die meiste Zeit ein sympathischer Begleiter durch das alte Paris und bekommt mit dem charmanten Organisten Armand, der undurchschaubaren Hure Héloïse, dem wissbegierigen Arzt Guillotin und einer Reihe weiterer Charaktere eine ganze Riege an interessanten Nebendarstellern an die Seite gestellt.
Was es sonst noch zu sagen gibt
Ich bin hin und weg von dem zauberhaften Umschlagbild. Es ist nämlich hervorragend passend und schafft es, dass einem die Sache mit dem neuen Anzug noch trauriger vorkommt. Aber lasst euch überraschen!
Ein paar Worte zum Autor
Andrew Miller wurde 1960 in Bristol geboren und lebt heute in Somerset. Alle seine Romane sind auf Deutsch bei Zsolnay erschienen, darunter 1998 "Die Gabe des Schmerzes", für den er den Impac Dublin Literary Award bekam, und 2013 "Friedhof der Unschuldigen", ausgezeichnet mit dem Costa Book of the Year Award. Sein neuer Roman " Nachts ist das Meer nur ein Geräusch" wurde 2017 veröffentlicht.
Huhu!
AntwortenLöschenDas hört sich wirklich toll an! Und das Cover hat wirklich was - eigentlich gefällt es mir gar nicht, aber irgendwie dann doch *lach* Ich werd mir das Buch auf jeden Fall mal merken :)
Liebste Grüße, Aleshanee
Hey :)
LöschenDanke für den Kommentar! Oh ja, das Buch ist wirklich richtig toll!
Und das Cover ist in echt schon recht schön *gg* Es hat einfach was und ist mal richtig passend zum Inhalt des Buches.
Liebe Grüße!
Ich werds mir mal auf die Merkliste setzen ;)
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