Montag, 16. Oktober 2017

{Rezension} Auf der Jagd - Tim Bouman

Auf der Jagd
Tim Bouman

Dry Bones in the Valley / übersetzt von Gottfried Röckelein 

Band 1 um Officer Henry Farrell
Kriminalroman
287 Seiten

Verlag: ars vivendi
Hardcover € 20,00
ebook € 14,99

Erscheinungsdatum: 1. Februar 2017







Der Klappentext

 

»In der Nacht, bevor wir die Leiche fanden, konnte ich nicht schlafen.« So beginnt die Geschichte des US-Dorfpolizisten Henry Farrell, Ex-Somalia-Kämpfer und Witwer, der sich auf einen gemütlichen Job in den gottverlassenen Wäldern im Nordwesten von Pennsylvania eingerichtet hat – und dort eine ganze Weile nicht zum Schlafen kommen wird. Die Einheimischen, dickschädelige, traditionsbewusste Nachkommen irischer Einwanderer, ernähren sich mehr schlecht als recht von dem, was das Land hergibt, ignorieren die Staatsmacht und pflegen ihre Waffen. Doch die Gemeinschaft wird nicht nur von mexikanischen Drogenkartellen und verborgenen Crystal-Meth-Küchen bedroht: Ein Fracking-Unternehmen setzt alles daran, die örtlichen Schiefergasvorkommen auszubeuten und lockt mit viel Geld für Grundstücke. Als einer der Einsiedler eine Leiche auf seinem Land findet, beginnt für Henry Farrell die Jagd nach dem Killer ...


Meine Meinung

 

Der Klappentext versprach Spannung und einen sympathischen, gezeichneten Protagonisten. In beidem versagte dieses Buch für mich und ich musste mich zwingen, es zu Ende zu lesen. Die Handlung konnte mich zu keiner Zeit fesseln. An einem Punkt in der Mitte des Buches dachte ich kurz, dass es besser wird, doch auch diese Sternschnuppe verglühte schnell und es ging weiter mit endlosen Beschreibungen von Dingen, die mich nicht interessierten.

Der Schreibstil ist an sich nicht schlecht, doch hat keinen wirklichen Biss. Es gibt viele sich mehr oder weniger wiederholende Landschaftsbeschreibungen... und Vogelerwähnungen... und Tipps für die Jagd, die alle natürlich im Grunde genommen irrelevant sind, was nicht weiter stören würde, wenn sie auch interessant genug niedergeschrieben wären, um einen zu unterhalten oder den Wunsch zu wecken, sich über gewisse Themen zu informieren, wie es viele andere Autoren und Bücher schaffen. Tim Bouman gelang das jedoch in keinster Weise.

Durch die vielen Themen/Storylines, die angeschnitten wurden, anstatt ineinander verflochten zu werden, gab es noch mehr verschwendetes Potential, da man sich auf nichts wahrhaft konzentrieren konnte und das Gefühl bekam, auch dem Autor gelingt dies nicht.

Man kann mit kaum einer der Figuren mitfühlen oder etwas für sie empfinden. Gerade das brandaktuelle Thema Homosexualität/Homophobie hätte höchst dramatisch sein und mich zu Tränen rühren können, aber die Figuren bleiben einem so fern, dass ihr Schicksal einem fast schon gleichgültig wird. Und wie es wirklich gelaufen ist, bleibt dem Leser letztendlich ohnehin verschlossen. So viele Dramen und doch wird es nie dramatisch. Schocknachrichten werden in zwei Sätzen indirekter Rede überbracht, niemand reagiert, niemand trauert vor den Augen des Lesers und bringt ihn somit auch nicht zum Trauern und Bedauern.

Es gab etliche falsche Fährten, um die vermeintliche Spannung zu halten. Sie waren völlig unnötig, da sie zum Einen so hanebüchen und unglaubwürdig waren, dass man nur den Kopf schütteln konnte, und weil es zum Anderen zu wenig echte Fährten gab, um sich selbst ein Bild zusammenzureimen. Das war schade, denn ich schätze an einem Krimi, dass ich mir eine Meinung bilden und einen Tathergang zusammenbauen kann, der dann entweder revidiert oder bestätigt wird.

Die Dialoge waren sehr eigen beschrieben und eher in den Fließtext eingearbeitet, was ich wenig schätze und hier auch nicht gut umgesetzt fand. Die Gefühle des Protagonisten blieben auf der Strecke, es wurde schon mal gekotzt oder in Tränen ausgebrochen, doch das wirkte fehl am Platz, weil es stets aus heiterem Himmel kam und Henry Farrell nur geschriebenes Wort ist, da der Autor keine 'echte' Person daraus machen konnte. Officer Farrell bleibt - wie alle anderen bis auf den alten Aub Dunigan - ein blasses Abziehbild, das den Leser nicht berührt, sondern bloß zu einem Schulterzucken verführt. Zudem sind seine Handlungen völlig unschlüssig. Man kann nicht nachvollziehen, warum er von A nach B rennt, um dort dies und jenes zu tun. Er lässt einen nicht an seinen Gedankengängen teilhaben und somit fiebert man auch in keinster Weise mit.

Leider war dieser Roman also ein voller Reinfall für mich, was mir in diesem Fall - mit diesen wichtigen Themen, die mir so am Herzen liegen - wirklich sehr leid tut.



Ein paar Worte zum Autor



Tom Bouman ist Schriftsteller und Musiker und arbeitete früher als Verlagslektor. Er lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Pennsylvania. Sein Debüt 'Auf der Jagd' gewann 2015 den Edgar Award für den besten Debütroman und den Los Angeles Times Book Award.




Bewertung und mein Fazit zu 'Auf der Jagd' von Tim Bouman

 

Der Roman konnte mich leider nicht überzeugen, denn der Autor verliert sich in flachen Erzählungen von eigentlichen Dramen, sowie öden Beschreibungen, die in mir keinerlei Gefühle auslösen konnten und den Leser nicht in seine Geschichte eintauchen ließen.


 

Flach, langweilig und trocken. Ein Reinfall, obwohl oder vielleicht gerade weil mir die angeschnittenen Themen sehr am Herzen liegen.



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