Ivonne Hübner
498 Seiten
Verlag: Dryas Verlag
Taschenbuch € 12,00
ebook € 7,99
Erstveröffentlichung: März 2008
Neuerscheinung: November 2017
"Wie haben die Weiber gewettert, als die erste Hebamme herkam, und wie, als sie starb und keine andere folgte? ... Die Menschen reißen immer das Maul auf, wenn sich etwas Neues anbahnt, sie haben Angst vor Veränderungen."
Der Klappentext
Teufelsfarbe wurde im 16. Jahrhundert das aus der Waidpflanze gewonnene Blau genannt. Es würde Stoffe zerfressen und Unglück bringen, hieß es. Ausgerechnet diese Pflanze will Bauer Christoph Rieger aber anbauen. Und reich will er damit werden, denn die Farbe ist gefragt.
Gegen den Willen seiner Familie und zum Entsetzen der Gemeinde nimmt der Sonderling ein als Hexe verschrienes Mädchen zur Frau, um sich mit deren Mitgift seinen Traum zu ermöglichen. Zu spät erkennt er die Konsequenzen, die sein Vorhaben nach sich zieht ...
Christophs Geschichte basiert auf einem realen Fall, der sich am 25. April 1510 in der Gemeinde Horka zugetragen hat.
Worum geht es also?
Wir begleiten die junge Margarete, die nach vielen Schicksalsschlägen aus der Armenspeisung geholt wird, um den Bauern Christoph Elias Rieger zu heiraten. Den Mann, der sie als Junge drangsaliert und verabscheut hat. Dennoch fügt sie sich der Weisung und wird auf den Hof gebracht, der ihr ein Zuhause werden soll. Doch für Margarete ist es nicht leicht, sich an ihren Gatten zu gewöhnen und mit der Dorfgemeinschaft anzubandeln. Obwohl die Leute sie schon ihr ganzes Leben lang kennen - oder vielleicht gerade deswegen - machen sie es dem Mädchen nicht leicht, Anschluss zu finden. Als dann auch noch Christoph mit dem Junker Nickel von Gerßdorff den Plan schmiedet, den verpönten Färberwaid anzubauen, wendet sich das Blatt endgültig ...
Meine Meinung
Zunächst einmal möchte ich den lebendigen Schreibstil der Autorin hervorheben. Sie schafft es, den Leser in die richtige Stimmung zu bringen und sogar in die gewählte Zeit zurückzuversetzen. Wunderbar authentisch wird das alltägliche Leben der Bauern in jener Epoche eingefangen und dem Leser nahe gebracht. Das können nicht viele Autoren so gut wie Ivonne Hübner und daher glaube ich, dass man es als Leser nicht so gewöhnt ist. Was mich zum nächsten Punkt bringt: dem schwierigen Einstieg. Die ersten 40 Seiten zogen sich etwas in die Länge. Man wusste nicht, worum genau es gehen wird, und wollte einfach schnell in die Geschichte eintauchen. Ich musste das Buch erst einmal zur Seite legen. Als ich es am nächsten Tag wieder zur Hand nahm, nahm die Handlung Fahrt auf und ich war endlich angekommen. Und Mann, das hat sich gelohnt!
Die Hauptcharaktere - Margarete und Christoph - sind einem nicht immer sympathisch, dennoch wachsen sie einem ans Herz und man leidet furchtbar mit, selbst wenn man über ihr Verhalten ab und an den Kopf schüttelt. Ich kann Christoph gut verstehen, der auch etwas für sich haben will - eine bessere Zukunft und etwas, worauf er stolz sein kann. Viele Leute, die eine neue Idee haben - gerade in solchen Zeiten - wurden erst einmal belächelt oder gar beschimpft. Christoph will es allen beweisen und zeigen, dass man nicht von der Hand in den Mund leben und sich nicht in den harten Wintermonaten von verschrumpeltem Gemüse und einer Handvoll Hirse ernähren muss ... Doch die Vorurteile und die Verstocktheit der Dörfler erschweren ihm den Weg.
Auch Margarete hat es alles andere als leicht - mit einem Mann an ihrer Seite, den sie nicht wollte, mit ihrer unschönen Vergangenheit und der halben Welt gegen sich. Doch irgendetwas verbindet sie mit Christoph und eine andere Zukunft scheint es für sie nicht zu geben. Die Dinge nehmen ihren Lauf und die Spirale nach unten scheint unaufhaltsam ...
Eine Reihe von interessanten Nebencharakteren liefern einen guten und teilweise schockierenden Einblick in das Dorfleben der damaligen Zeit. Die Rolle der Frau, die Bedeutung der Ehe und des Glaubens, das ganze Gefüge, das nur schwer aus den Angeln zu reißen ist. All das verpackt Ivonne Hübner in eine lebhafte Geschichte, die man fast am eigenen Leib miterlebt.
Gegen Ende hin, nachdem sich die Ereignisse bereits zugespitzt hatten, nahm die Autorin leider noch mal ein wenig die Spannung raus und der Schluss zog sich wie der Anfang. Das war nicht ganz einfach, doch die letzten Seiten belohnten mich mit einem Ende, das nicht happy, aber dennoch befriedigend war. Hier möchte ich nicht zu viel verraten, um euch nicht die Freude am Lesen zu nehmen. Denn das solltet ihr - dieses Buch lesen! Es lohnt sich! Ihr bekommt etwas geboten, das euch lange im Gedächtnis bleiben wir!
Besonderheiten, die eine Erwähnung wert sind
Ein großes Lob geht an den Dryas Verlag, der sich wieder einmal um eine schöne und stimmungsvolle Innengestaltung des Buches bemüht hat, die mit Bleistiftzeichnungen vom Färberwaid als Kapiteltrenner und Fleuron aufwartet. Überhaupt scheint der Verlag viel Wert darauf zu legen, dass jedes Buch aus dem Programm ein kleines Schmuckstück im Regal darstellt.
Hach, das hört sich wahnsinnig interessant an! Das Buch ist schon auf meiner Wunschliste! =)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
https://martinasbuchwelten.blogspot.co.at/
Das freut mich sehr! Es gab vor Kurzem ja auch eine Blogtour dazu, falls du dich nach dem Lesen noch ein bisschen mehr mit dem Buch beschäftigen magst :)
LöschenAlles Liebe!
Eine ganz tolle Rezension hast du zu diesem tollen Buch geschrieben. Mich hat es auch total begeistert.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Mo
Danke für deinen lieben Kommentar :)
LöschenJa, das Buch war schon etwas Besonderes!
Alles Liebe!